KRIEGSTÜCHTIG


Fr. 15.08.2025 – So. 14.09.2025

Eröffnung 15. August 19 Uhr - täglich 8-23 Uhr

Foyer

Anlass der Ausstellung ist die rasant voranschreitende Militarisierung der Zivilgesellschaft, die Ausrichtung auf uneingeschränkte Kriegsbereitschaft der Bevölkerung, das immer aggressivere Vordringen des Militärs in alle Lebensbereiche: von der Kita bis in die Universität, vom Krankenhaus, vom Betrieb bis zur Abfallwirtschaft. Besonders deutlich wird das im sog. Grünbuch 4.0 (ZMZ), einer Publikation des „Zukunftsforums Öffentliche Sicherheit“, dessen Autorenkollektiv sich als „Denkfabrik zur Gestaltung der zukünftigen Entwicklungen der Öffentlichen Sicherheit in Deutschland“ versteht. Diese Leute  liefern den Akteuren (insbesondere sog. Fachleuten) der betreffenden Bereiche Handlungsanlei-tungen.

KRIEGSTÜCHTIG setzt an dem Unbehagen an, das in dieser Zeit immer mehr Menschen empfinden.

Wurde den Deutschen vor dem ersten Weltkrieg nicht auch eine Tugend der ‚Kriegs-tüchtigkeit‘ eingeimpft? Mit welchen Folgen? Sie sind begeistert in den Krieg gezogen. Erinnert sei an die Eisenbahnwaggons, aus denen heraus lachende Soldaten winken. Was dabei herausgekommen ist, ist bekannt.

Damals ging es angeblich gegen die Selbstherrschaft des russischen Zaren…

Wie ist das heute?

Kriegstüchtigkeit soll alle erfassen, auch die Kassiererinnen bei Lidl, die Krankenschwes-tern und Pfleger in den Kliniken, und natürlich auch die Arbeiter*innen. Wofür? Was bedeutet für sie alle die ungeheure Hochrüstung?

In Talkshows ist auch schon mal die Rede davon, dass es nötig sein könnte, „für die Freiheit“ zu sterben. Interessanterweise kommen solche Sprüche gerne  von Teilnehmern im gesetzteren Lebensalter wie dem einstigen Bundespräsidenten Joachim Gauck. Auch Armin Papperger von Rheinmetall spricht davon, dass seine Panzer die Freiheit verteidigen.

Was wird gezeigt?

 

Blickfänger, schon vom Eingang im Erdgeschoss her sichtbar, ist eine von der Decke herabhängende übermannsgroße Babynuckelflasche in Camouflage. Sie markiert den Zu-gang zur Ausstellung, dahinter ein Sandkasten mit Kinderspielzeug. Und dazu ein Soldat, der zu der Melodie „Wozu ist die Straße da?“ von Heinz Rühmann marschiert.

Stelltafeln zur Realität heute.

Darauf erfährt man interessante Dinge, z.B.  über

– den Generalmajor der Bundeswehr Hartmut Renk, Vizekommandeur des Nato-Kom-mandos zur Koordinierung der Ukrainehilfe, der kürzlich den Spruch von sich gab: „if rape is inevitable, enjoy and relax(übersetzt: Wenn  Vergewaltigung unvermeidbar ist, ent-spann Dich und geniesse es“).

– über Einsätze der Bundeswehr im Inneren und der großen weiten Welt: Übungen gegen streíkende Arbeiter, über den Karrieresprung eines Obersts der Bundeswehr zum General-major nach einer von ihm befehligten Bombenangriff, bei der weit über 100 Zivilisten den Tod fanden.

– über die Lektüre der Truppe: z.B. ein Buch mit dem Titel „Geheime Krieger“ von Ex-KSK-Kommandeur  Reinhard Günzel, Wilhelm Walther („alter Brandenburger“) und Ulrich K. Wegener. ehemals Chef der GSG 9. Darin ist die Rede von den „beispiellosen Leistungen unserer Väter“ (gemeint ist die Hitlerwehrmacht)

– über ein Geburtstagsständchen zu Hitlers Geburtstag am 20. April in Litauen, gesungen von Soldaten der Bundeswehr.

Usw.

 

Stelltafeln zum Widerstand

Tolle Aktion: Drei Münchner Trambahnfahrer weigern sich öffentlich, eine olivgrüne Tram mit Bundeswehr-Werbung („Mach, was wirklich zählt“) durch München  zu kutschieren. Sie werden in der Ausstellung sprechen (s.u.).

Es sind diverse Aktionen von Kriegsgegnern dokumentiert. Die Phantasie kennt hier  keine Grenzen.

Skurrile Exponate

Es gibt nichts, was es nicht gibt, z.B. Pizzakartons der Bundeswehr mit der Aufschrift „Ohne Mampf kein Kampf!“), Kinderkleidchen in camouflage mit Schwarzrotgold- aufnähern (Werbetext dazu: „Wunderbar kuschelig mit perfekter Passform…Perfekt für den Sandkasten!) unter Acrylhauben, die vor den Stelltafeln postiert sind. Im hinteren Bereich der Ausstellung werden Szenen vom Alltag der Bundeswehr und andere Videospots projiziert, Z.B. preist da ein Bäcker in Tübingen seine braunen Zuckerguss-Panzerhasen (Vorlage 2. Weltkrieg) an: „Wir könnten eigentlich fast nur noch Panzer gießen. Die alten Leute sagen, das kennen sie noch aus ihrer Kindheit, die wollen das nochmal als Erinnerung. Wie war‘s denn früher? “

 

ERÖFFNUNG/ VERNISSAGE 

Freitag, 15. August 2025, 19 Uhr 

 

mit zwei Trambahnfahrern, die sich weigern, 

die „Bundeswehrtram“ durch die Stadt zu fahren 

und Quergesang – Münchner Gewerkschaftschor 

 

FINISSAGE 
Sonntag, 14. September 2025, 19 Uhr 

 

BEGLEITPROGRAMM/REFERATE 

Mittwoch, 27. August 2025, 19 Uhr 

 

Prof. Dr. Klaus Weber, Hochschule München

Thema: Militarisierung an der Universität 

 

Mittwoch, 3. September 2025, 19 Uhr

Ingrid Greif, Krankenschwester und Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Städtischen Kliniken München

Thema: Militär im Krankenhaus 

Dr. Nadja Rakowitz, Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (VdÄÄ)

Thema: Militarisierung des Gesundheitswesens 

 

Günter Wangerin

www.guenterwangerin.jimdo.com

 

Freier Eintritt, um Spenden wird gebeten.